Quer durch die ganze Stadt reiste ich zusammen mit einer Gruppe meines Lauftreffs. Unser Ziel war die Kleingartenkolonie “Falkenhöhe Nord”. Dort wollten wir zusammen mit vielen anderen Läuferinnen und Läufern im Rahmen des Berliner Läufercups den Sommer feiern. Die Voraussetzungen in der Gartenanlage dazu waren gut und unsere Laune stieg bei unserem Eintreffen sofort. Die Hecken und der Rasen waren frisch geschnitten und gemäht. Eine große Bühne mit lauter Musik animierte zu rhythmischen Bewegungen und die Vorbereitungen für Suppe und Grillfleisch liefen auf Hochtouren. Der Ausblick auf die kulinarischen Angebote erleichterte mir das Aufbauen der nötigen Spannung, nachdem wir uns zunächst unter einem Baum auf Bierbänken niedergelassen hatten. Anfang Juni bin ich in die viermonatige Vorbereitungsphase für meinen diesjährigen Höhepunkt, der Deutschen Meisterschaft im Marathon am 13. Oktober, eingestiegen. Nach ersten Kilometern im ruhigen Tempo, wollte ich heute etwas zügiger unterwegs sein und das gleich in zwei Wettbewerben hintereinander.
Zunächst startete ich über die kürzere Distanz über 5,7 Kilometer. Auf drei Runden durchquerten wir das Gelände der Kleingärten. Nach dem Start benötigte ich fast einen Kilometer, um warm zu werden. Ich hatte das Gefühl, als ob ich Ewigkeiten keinen Wettkampf mehr absolviert hätte. Dabei waren es keine drei Wochen. Währenddessen hatte sich Triathlet Holger Leidig an die Spitze gesetzt und das Heft in die Hand genommen. Dahinter hatte sich eine kleine Gruppe formatiert. Ich fühlte mich pudelwohl und genoss die Stimmung. An Anfeuerung mangelte es nicht und selbst eine Gruppe Cheerleader versuchte uns zu animieren, noch schneller zu laufen. Wenige hundert Meter vor der Stadtgrenze war hier schon am Vormittag richtig Remmidemmi und wir waren mitten drin’. Das motivierte mich extrem und ich musste mich bremsen, um nicht schon zu viel Energie einzusetzen. Ich wollte zwar den kurzen Lauf gewinnen, aber erst im zweiten Lauf richtig Druck machen. Nachdem ich zu Holger aufgeschlossen hatte und wir Streckenteile Kopf an Kopf liefen, waren wir in der letzten Runde alleine und machten den Sieg unter uns aus. Im Endspurt kamen wir fast zeitgleich ins Ziel. Auch Holger wollte so wie ich bereits 20 Minuten später zum nächsten Startschuss bereit stehen. Ich wurde mit einer Sekunde Vorsprung als Sieger gewertet.
Nach einer Erfrischung am Gartenschlauch, neuen Schuhen und neuer Kleidung, ging es auch sofort weiter. Nun war ich bereit für einen schnellen Lauf. Ich war optimistisch den Streckenrekord von Michael Kopf von 37:24 Minuten unterbieten zu können. Als der Countdown heruntergezählt wurde, schaltete ich in den Rennmodus und startete mit kraftvollen Schritten. Das fühlte sich großartig an und so stürmte ich über die Graswege, um die scharfen Kurven, über die Steinwege, und einen Asphalt-Abschnitt, über einen Feldweg und zurück über eine schmale Brücke. Meine Uhr zeigte Rundenzeiten an, die auf ein schnelles Tempo hinwiesen. Dabei fühlte ich mich nach der Hälfte noch nicht am Limit. Einzig die zu Überrundenden kosteten mich ein paar Sekunden. Doch damit konnte ich gut Leben und ich freute mich ja daran, nicht alleine auf der Strecke zu sein. Die Menge im Bühnenbereich legte sich richtig ins Zeug, um mir den letzten Kick zu geben und das gelang bestens. Das hohe Tempo konnte ich auch auf den letzten beiden Runden halten. Der Streckenrekord sollte also wirklich fallen. Ich flog die letzten Meter ins Ziel. 35:26 Minuten. Damit hatte ich mich selber überrascht. Ein echt “superguter Tag”. Zeit zum Durchatmen blieb mir aber keine. Ich war zur Siegerehrung des ersten Laufes aufgerufen worden und wurde schon erwartet. Just in time erklomm ich das oberste Podest und nahm freudig die Trophäen und Urkunden entgegen. Erst für den Gesamtsieg und dann auch für die Altersklasse. Reich beschenkt wechselte ich erneut mein Outfit, um wenig später zur zweiten Siegerehrung mit frischen Sachen eine bessere Figur machen zu können. Ganz überwältigt von den Eindrücken und der guten Stimmung genoss ich im Anschluss eine leckere Erbsen- und Kartoffelsuppe, bevor es dann Zeit für den Heimweg wurde.
Dies war der erste Schritt Richtung meiner zweiten Marathon-DM-Teilnahme und ich werde in den nächsten Wochen die Grundlagen für eine Steigerung meiner Bestzeit legen. Dazu habe ich heute reichlich positive Emotionen getankt, die ich mir sorgsam einteilen werde.